Unterschiedliche Formen von Paarberatung bzw. Paartherapie

An dieser Stelle sieht man sich als hilfesuchende Person unmittelbar mit einem Dilemma konfrontiert. Zum einen existieren verschiedene psychologische Ansätze (personzentriert, systemisch, psychodynamisch, verhaltenstherapeutisch oder Kombinationen daraus - hier wird ein weiterer Beitrag folgen) und zum anderen verschiedene Settings wie Paarberatung, Paartherapie und Paarcoaching. Diese Bezeichnungen stellen keine geschützten Begriffe dar. Auch der Begriff Paartherapeut ist im Gegensatz zu Psychotherapeut nicht geschützt. Daher existieren unterschiedlichste Definitionen und Verständnisse zu diesen Begriffen. Jede Person kann sich unabhängig von ihrer Befähigung beispielsweise Berater oder Coach nennen. Der Begriff der Eheberatung genießt zumindest aus rechtlicher Perspektive eine Sonderstellung.

Erfreulicherweise finden bei der Deutschen Gesellschaft für Beratung (DfGB) schon seit einiger Zeit Bemühungen statt, die allgemeinen Voraussetzungen für eine Qualifizierung und Zertifizierung von Berater*innen zu schaffen. Dies lässt für die Zukunft sowohl auf einen besseren Schutz von Klient*innen durch transparentere Qualitätsstandards als auch einen Schutz der oben genannten Begriffe selbst hoffen.

Die folgenden Beiträge sollen zumindest einige Aspekte für eine bessere Orientierung liefern.

Unterschiede zwischen Eheberatung, Paarberatung, Paartherapie und Paarcoaching

Eheberatung

Dem Begriff der Eheberatung kommt im institutionellen Kontext, wenn sie also zum Beispiel von Vereinen oder von kirchlichen, caritativen Einrichtungen erbracht wird, eine besondere Bedeutung zu. Eine Verletzung der Schweigepflicht unterliegt dann zusätzlich dem Strafrecht (§203 StGB) und nicht allein dem Zivilrecht. Somit misst der Gesetzgeber dem geschützten Raum einer Beratung von verheirateten Paaren offensichtlich einen besonders hohen Stellenwert bei.

Der Unterschied zwischen einer Eheberatung und einer Paarberatung beschränkt sich auf den Familienstand. Eheberatung wird daher häufig im kirchlichen Kontext angeboten. Ansonsten bestehen keine Unterschiede zwischen einer Eheberatung und einer Paarberatung. Zunehmend nehmen auch gleichgeschlechtliche Partner*innen die Möglichkeit einer Eheberatung wahr.

Paarberatung

Eine Paarberatung stellt eine professionelle Form der Beratung dar. Je nach Ausbildung der Paarberater*in handelt es sich dabei um eine psychodynamische, eine humanistische, eine systemische oder eine verhaltenstherapeutische Beratungsform oder um eine Kombination aus diesen psychologischen „Schulen“.

Das Paar lässt sich dabei beliebig definieren. Die Paarberatung ist nicht allein Liebespaaren vorbehalten. So können zum Beispiel auch Mutter und Tochter oder Geschwister in einen Klärungsprozess gehen, um Beziehungsprobleme zu überwinden.

Beratung wird im Allgemeinen als nicht-direktiver Prozess verstanden, das heißt, die Berater*in setzt auf die Fähigkeit des Paares, seinen eigenen Lösungsweg zu finden. Die Berater*in versteht sich nicht als Expert*in für das Konstruieren von Lösungen, sondern als Expert*in für den Prozess, der eine Lösungsfindung ermöglichen soll.

Paartherapie

Die Begriffe Paartherapie, Paarberatung und Eheberatung werden umgangssprachlich meist synonym verwendet, also als gleichbedeutend betrachtet.

Der Begriff Therapie wird eher mit der Behandlung einer Störung bzw. Krankheit in Verbindung gebracht und die Behandlung geht im Allgemeinen mit einer größeren Dauer und Intensität einher. Somit kann man von einer Paartherapie sprechen, um die Notwendigkeit einer größeren Dauer und Intensität hervorzuheben.

Ängste, Depressionen inkl. Burnout und psychosomatische Beschwerden sind häufige Begleiter einer Paartherapie. Leidet eine Partner*in oder leiden beide an einer psychischen Störung/ Krankheit so scheint der Begriff der Paartherapie in jedem Fall angezeigt.

Bei Paaren, deren Schwierigkeiten auf fehlende oder missglückte Kommunikation zurückzuführen sind, ist die Dauer des Klärungsprozesses oft kürzer, so dass hier eher von einer Paarberatung gesprochen werden kann.

Paartherapie kann einen wichtigen Beitrag zum Erfolg einer Psychotherapie leisten, da eine stabilisierte Beziehung einen fruchtbaren Boden für mehr Geborgenheit, Selbstakzeptanz, persönliche Entwicklung und ein Gefühl von Selbstwirksamkeit bereitet.

Paarcoaching

Der Begriff des Coaches wird von vielen Menschen gedanklich mit einem erfolgreichen Trainer in Verbindung gebracht. Auch bei der beruflichen Karriere hilft gern ein Coach: eine Person, die aufgrund ihrer Erfahrung und/ oder Erfolgs als Experte oder Spezialist gilt. Entsprechend dieser klassischen Denkweise kommt dem Coach also eine direktive Rolle zu: der Coach gibt Lösungen vor, die möglichst schnell und zielgerichtet zum Erfolg führen soll.

Die Übertragung dieser Denkweise auf zwischenmenschliche Beziehungen ist fraglich. Ferner wird insbesondere bei Sportereignissen deutlich: der Erfolg eines guten Trainers ist keineswegs sichergestellt. Ein Coach, genauso wie ein Paarcoach, kann sich irren, da Lösungsfindungen einen hochkomplexen Prozess darstellen, für den es eines besonders guten Einblickes bedarf. Und niemand hat je einen besseren Einblick in das Leben einer Person als die betroffene Person selbst.

Diese Sichtweise gewinnt auch im Coaching mehr und mehr an Bedeutung, so dass es heutzutage Coaches mit ganz unterschiedlichen Profilen und ganz unterschiedlichem Rollenverständnis auf dem Markt gibt. Die Orientierung der hilfesuchenden Person ist demzufolge schwierig und ein Coach wird nicht selten auf Empfehlung besucht.