von Robert Karbstein

Einblicke in die Paarberatung

Wenn die Kommunikation eine Mauer zwischen uns errichtet

Vielleicht kennen Sie es, dieses Gefühl, überhaupt nicht verstanden zu werden und Ihre Partner*in einfach nicht zu erreichen. Alles was Sie sagen, wird auf unfaire Weise abgeschmettert, entkräftet oder gar ins Gegenteil verkehrt. Zumindest fühlt es sich so an.

Sie befinden sich mit Ihrer Partner*in in einer Art Endlosschleife. Immer wieder werden die gleichen Argumente, Vorwürfe, Unterstellungen oder Sichtweisen ausgetauscht. Sie kommen immer wieder an den selben Punkt und denken sich: es hat einfach keinen Wert, mein Standpunkt dringt weder durch noch habe ich das Gefühl, dass er akzeptiert wird. Mit jeder Auseinandersetzung wird die Kluft zwischen Ihnen und Ihrer Partner*in größer.

Und sollte es in einem Gespräch einmal "gut" für Sie zu laufen scheinen, dann kommt am Ende doch noch der Nackenschlag: "Du hast ja Recht, aber ..."
Es ist dieses kleine unscheinbare "aber", welches gerade auch in der Paarberatung immer wieder durch den Raum hallt und so sehr entmutigend für die Zuhörer*in sein kann. Vielleicht geht Ihnen dann etwas durch den Kopf wie: aha, natürlich, meine Empfindungen, meine Gedanken und meine Wertvorstellungen interessieren ihn/sie ja doch nicht. Und dann? Dann kommt vielleicht die Wut - und - die Enttäuschung, die Verzweiflung, die Hilflosigkeit, die Mutlosigkeit.

Die innere Welt meiner Partner*in zu akzeptieren, die Gültigkeit all dessen, was in seiner/ihrer Welt stattfindet, anzuerkennen - das ist eine Kunst ... und gleichzeitig ist es ein fruchtbarer Boden für jede Zweierbeziehung. Die Kunst beinhaltet, immer wieder für eine bestimmte Zeit die eigene Welt hinten anzustellen und wirklich zu verstehen zu versuchen. Stattdessen finden wir uns in dem reflexartigen Impuls wieder, uns zu erklären und Recht haben zu wollen. Wie stehe ich denn da, wenn ich jetzt nicht widerspreche?

John Gottman, ein amerikanischer Paarforscher, benennt die vier apokalyptischen Reiter der Kommunikation, die großes Potential haben, zwei Menschen voneinander zu entfernen:
Der mir am häufigsten in der Paarberatung begegnende ist die Rechtfertigung, gefolgt von Kritik, Verachtung (so wie Du Sport machst, kann man ja nicht abnehmen) und Mauern. Letzteres geschieht beispielsweise, wenn die Partner*in sich zurückzieht und mit Schweigen reagiert bzw. nicht mehr kommuniziert. Je lauter der Protest, desto verschlossener und schweigsamer wird die Partner*in.
Am schwierigsten ist es mit der Kritik, denn sie ist für unsere Weiterentwicklung wichtig. Doch das Wie ist von Bedeutung und das Wie ist alles andere als trivial. Ein erster Schritt und ein vielen bekanntes Beispiel ist das Sprechen in Ich-Botschaften. Es ermöglicht einerseits die eigenen Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen und verringert andererseits das Risiko, dass das Gesagte als Angriff und damit als negative Kritik wahrgenommen wird. Kritik ist unangenehm und kann verletzen. Das kennt jeder. Und wenn die Kritik gerade von dem Menschen kommt, mit dem wir uns am meisten verbunden fühlen und bei dem wir so gerne positive Beachtung erfahren möchten, ist das schwer anzunehmen.

Je mehr wir uns darüber bewusst sind, was unsere Art der Kommunikation mit unserer Partner*in macht bzw. in ihr auslöst und, umgekehrt, welche Auslöser welche wenig hilfreichen Reaktionen in uns hervorrufen, desto eher gelingt es uns, Verantwortung für unsere Kommunikation zu übernehmen. Eine wertschätzende Kommunikation bereitet den Boden für das Verstehen, um was es eigentlich geht.

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