von Robert Karbstein

Focusing

Die Verbindung mit dem Unbewussten

Einem Schüler von Carl Rogers, Eugene Gendlin, fiel bei der Auswertung von Therapieaufzeichnungen auf, dass Menschen mit der Fähigkeit, in sich und ihren Körper hinein zu spüren, bessere Therapieergebnisse erzielten als andere.

Dieses Phänomen untersuchte er näher und dabei entstand das sogenannte Focusing. Focusing ist ein Prozess, den man selbständig oder in Begleitung durchschreiten kann. Wobei Focusing in Begleitung als "effektiver" von den Fokussierenden wahrgenommen wird.

Nun, was wird da eigentlich fokussiert? Versuchen Sie sich ein Problem, was Sie sehr beschäftigt, zu vergegenwärtigen. Wenn Sie sich diesem Problem in Ihrer Vorstellung annähern, dann gehen damit mehr oder weniger starke Körpergefühle einher (z. B. ein Ziehen im Magen oder ein Druckgefühl in der Herzgegend usw.). Im dem Versuch, ein genau passendes Wort, einen passenden Satz oder ein genau passendes Bild für dieses Körpergefühl in sich entstehen zu lassen, stoßen Sie möglicherweise auf etwas, was exakt zu passen scheint. Denn der Körper reagiert mit einer Entspannung, dem sogenannten Body Shift. Der Körper, in dem all unsere bewussten und unbewussten Erfahrungen gespeichert sind, signalisiert Ihnen damit, dass Sie hier auf etwas für Sie wichtiges und gültiges gestoßen sind. Das Erstaunliche ist, dass das Passende, was bei nüchterner Betrachtung vielleicht etwas unangenehmes oder gar schreckliches ist, dennoch mit einer Entspannung im Körper einhergeht.

Im nächsten Schritt kann auch dieses Passende weiter fokussiert werden, um mehr über sich selbst zu erfahren. Die so entstehende Erkenntnis beschleunigt den persönlichen Problemlösungsprozess.

Die schlechte Nachricht: die Fähigkeit des fokussierenden Hineinhorchens ist nicht jedem in den Schoß gefallen. Die gute Nachricht: es lässt sich trainieren und wie bei vielen Achtsamkeitsübungen sind regelmäßiges Üben sehr hilfreich ... und Geduld: der Körper entscheidet selbst, wann er "spricht".

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